Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
Laufwunder

Nicht mal der Osterhase

9. April 2012 , Geschrieben von Holger

Neee, auf solche Ostern kann ich echt verzichten! Im Stillen hatte ich gehofft, ein paar schöne lange Trainingsläufe bei angenehmen Temperaturen machen zu können. Doch das Erlebte spottet jeder Beschreibung. Am Freitag hatte ich die Idee, mal auf der Höhe, sprich dem Rennsteig, nach dem Wetter zu sehen. Ein bisschen in der Hoffnung, dass man den Skiläufern jetzt bis zum Herbst die Grundlage entzogen hat. Aber ich hätte es ahnen müssen – da liegen immer noch ausgedehnte Schneefelder! Dabei fing es so gut an. Von der Haustür weg nahm ich den langweiligen Leitweg, der nur einen einzigen Vorteil hat: Nach sieben Kilometern bergan endet er direkt am „Bierfleck“. Da ist zwar kein Ausschank, aber dafür der Rennsteig.

Von dort aus wollte ich weiter sehen. Kurve um Kurve trabte ich also bergan. Die Sicht war gleich Null, kein Mensch zu sehen – voll das Depri-Wetter. DSC00414.JPGIch versuchte, mir wenigstens warme Gedanken zu machen und die Woche in Berlin ins Gedächtnis zurückzuholen. Jeden Abend bin ich dort in kurzen Sachen bei 18 Grad im Grunewald gelaufen! Aber selbst das Erinnerungsvermögen schien eingefroren zu sein. Ein eisiger Wind erwartete mich auf 840 Metern Höhe. Also kam auch noch das Kopftuch zum Einsatz. Eine Wintermütze wäre die bessere Lösung gewesen. Ernüchtert legte ich einen schnelleren Gang ein, um zur „Kalten Herberge“ zu kommen. Der Weg dahin liegt auf zwei Kilometern Länge komplett frei und es zog wie Hechtsuppe. Immerhin traf ich dort auf eine Gruppe Radfahrer, die plötzlich aus dem Nebel erschien. Die waren offenbar bei ihrer Ostertour genauso reingefallen wie ich. Deshalb hielt sich meine Schadenfreude in Grenzen. Ich sah zu, dass ich den nächsten Weg bergab bekam und war nach zwei Stunden Arktis wieder zu Hause.

Am Sonntag wollte ich schlauer sein. Angesichts von minus drei Grad draußen hoppelte ich auf dem Laufband herum. Zunächst ohne Vorkommnis. Dieses nahte kurze Zeit später in Form eines Herrn mit ca. 15 Kilo Übergewicht. Wer diesen Typ Leute schon mal im Fitnessstudio gesehen hat, weiß, was ich meine: Die Sorte, die schwitzt wie verrückt, deshalb aus gutem Grund im Baumwoll-Achselshirt kommt und auf das Deo komplett verzichtet. Blöderweise war das Laufband neben mir noch frei und der schien sich was vorgenommen zu haben. Jedenfalls hatte ich nach wenigen Minuten das volle Gemüffel um mich herum und ein Laufgefühl wie im Dschungelcamp. Nicht genug damit – das Personal meines „Premium Clubs“ hatte auch noch vergessen, die Sauna rechtzeitig einzuschalten. Als ich nach dem Training zur Entspannung schreiten wollte, saßen ne Menge Leute in der Kabine und froren sich bei 50 Grad einen ab! Irgendwie schien der Wurm drin zu sein an diesem Wochenende.

Also musste der heutige Tag den Spaß bringen! Schnell mit dem Auto auf die Höhe und von dort mal eine andere Strecke nehmen, soweit der Plan. Auf der Wegscheide angekommen – minus zwei Grad und Schneetreiben! Geschätzte zwanzig Minuten hörte ich mir die Ansprache meines inneren Schweinehundes an. Der empfahl dringend, meinen Hintern auf dem schönen warmen Autositz zu lassen und abzuhauen. Aber nein, ich habe gewonnen und mich auf den Weg gemacht. Als kleine Belohnung nahm ich den Weg über Schmiedefeld und gönnte mir die letzten zwei Kilometer Supermarathon mit einem kleinen Zieleinlauf. Nach insgesamt 16 Kilometern rund um Schmiedefeld, Vesser und den Adlersberg war ich zurück und hatte sogar Spaß! Den Osterhasen bekam ich allerdings nirgendwo zu Gesicht. Der hatte alles richtig gemacht und sich irgendwo im Warmen verkrümelt.

Diesen Post teilen
Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
J
Frohe ostern
Antworten