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Laufwunder

Samba de Berlin!

22. September 2009 , Geschrieben von Laufwunder

Endlich war es wieder soweit – dieses Wochenende im September ist mein Wochenende! Anreise Samstag Mittag per Bahn und direkt mit der U-Bahn zur Marathonmesse. Von den Problemen mit der S-Bahn hatte ich gehört und lieber gleich den Plan mit den U-Bahnlinien rausgesucht. Das ging auch problemlos und die Messe hat auf dem Gelände des früheren Flughafens Tempelhof wirklich einen guten Platz gefunden. Keine Hektik bei den Startunterlagen, überschaubares Gedränge an den Ständen, so kann es weitergehen!

Übernachtet habe ich in einem Hostel mitten im Szeneviertel Friedrichshain, nicht weit von der Oberbaumbrücke. Das Hostel war voller Läufer. Man hatte sogar an ein Frühstücksangebot gedacht, obwohl das Hostel normal am Wochenende keines im Programm hat. Leider stand es erst ab 7 Uhr bereit und die Fragen vieler Läufer nach einer halben Stunde früher bewegten nichts. Also suchte ich mir am Vorabend noch einen Bäcker und siehe da – im Nachbarhaus war eine Bäckerei, die auch sonntags ab 5 Uhr offen hatte! Dort konnte ich dann problemlos um 6 Uhr frühstücken und machte mich dann auch gleich auf den Weg zum Start.

Noch war die Sonne nicht hinter den Häusern aufgegangen, aber ich ahnte schon, sobald sie raus ist, wird es wieder warm. Innerlich ärgerte ich mich schon ein bisschen. Eigentlich hatte ich mal wieder angenehmeres Wetter erwartet. Nehmt es mir nicht übel, aber ich meine damit 10-15 Grad und vielleicht ein bisschen Regen. Nicht mal eine Mütze hatte ich zum Schutz vor der Sonne dabei, so sicher war ich mir! Oder etwa unprofessionell? ;-)   Zum Glück hatte jemand Sonnencreme dabei. Also drauf auf die Rübe damit, immerhin beruhigt es.

Noch ein „Vorher-Foto“, dann war es fast soweit. Ich  horchte in mich rein: Aufregung? Nein! Zum dreiundzwanzigsten Male stehe ich in der Startaufstellung eines Laufes über 42 oder mehr Kilometer. Routinegefühle, so in Richtung „alter Hase“? Nein! Dafür habe ich viel zu viel Respekt vor einer Marathonstrecke, auch jetzt noch! Anspannung? Ein bisschen. Es würde wieder sehr warm, soviel war sicher und ich weiß von den letzten Jahren, dass es eng werden kann, wenn ich Fehler mache.  Aber das überwiegende Gefühl – das war einfach Vorfreude auf die kommenden Stunden!

Ich ging mal die Renn-Strategie durch. Haile wollte Weltrekord laufen. Ihm dabei zu folgen, würde schwierig. Also dann heißt die Parole eben:  Haile ankommen. Ihr wisst ja, dass ich mir grundsätzlich keinen Zeitdruck mache. Aber so ein bisschen Sportler ist man ja doch… So kam die Rechnung auf – wenn alles supi läuft und es nicht zu warm würde, könnten bei meinem Trainingszustand 4:20 h drin sein. Wenn es sehr gut läuft, dann unter 4:30 h und ansonsten – ankommen und lächeln ;-) So ging ich es an und lies die Beine locker laufen. Recht schnell kam ich in ein schönes Tempo von genau 6 Minuten pro Kilometer und konnte das ohne Anstrengung halten. Was ich noch nie erlebt habe – ich war schon nach einer guten Stunde das erste Mal „high“! Dummerweise so im Tran, dass ich den 15 km-Verpflegungspunkt überlaufen habe!!!  Da war ich doch ein bisschen erschrocken, denn das war auch die Zeit, als es warm wurde. Glücklicherweise brauchte ich keine Verpflegung. Ich hatte ein Gel für jeden zehnten Kilometer dabei und war noch „satt“. Und kurze Zeit später kam ein Getränkepunkt zwischendurch. Also Glück gehabt.

Mein Tempo konnte ich immerhin 27 Kilometer halten. Dann begann der Kampf gegen die Hitze. Ich nahm ab jetzt jeden Wasserpunkt alle 2,5 km mit – einen Becher trinken, einen Becher über den Kopf und einen auf die Beine. Das kostet natürlich mehr Zeit, aber ein Flüssigkeits-Defizit wäre das Ende des Spaßes gewesen. Ansonsten habe ich wieder alles um mich herum genossen – die Sprüche auf den Shirts der anderen Läufer und auf den Schildern der Zuschauer. „Jetzt umkehren wäre blöd“ … nach 30 km – Recht haben sie! Es ist so viel los am Rande der Strecke! Vater und Sohn am Schlagzeug, die Köche vor der Kneipe, die mit Löffeln auf Topfdeckel trommelten, Party bei den Türken in Kreuzberg … ich könnte unendlich aufzählen.

Langsam ging der Lauf zu Ende und ich scannte mal den Körper. Mir ging es gut. Trotz Hitzeschlacht kein Einbruch nach 30 Kilometern! Locker durchgelaufen ohne muskuläre Probleme. Das Bergtraining geht also auch. Power-Gel allein als Verpflegung, nur auf den letzten zehn Kilometern eine halbe Banane dazu – hat auch gut geklappt. Und ich merkte schon, es wird unter 4:30 Stunden. Die Frisur saß auch immer noch! Also locker die letzten Minuten genießen! Vorteil des schönen Wetters – unendlich viele Zuschauer auf den letzten zwei Kilometern. Und dann der ersehnte Kick – die Zielgerade! Was tut man nicht alles für diesen Moment! Her mit der Medaille und dann erst mal trinken und ein Plätzchen auf der Wiese vor dem Reichstag finden. Fast automatisch lief das ab. Auf der Folie liegend, habe ich mich eine halbe Stunde lang von der Sonne wärmen lassen. Und, ich gebs ja zu, immer wieder geschüttelt von Adrenalin-Freuden-Anfällen. Und das Nachher-Foto sieht ja nicht wirklich anders aus als das Vorher-Foto!

Übrigens ist mir erst beim Betrachten des Zielvideos aufgefallen, dass während meines Finishs "Samba de Janeiro" aus den Lautsprechern dröhnte. Ich hatte es überhaupt nicht wahrgenommen. Also dann, sorry an die anderen Stadtläufe – meine Samba findet auch nächstes Jahr in Berlin statt! 


 

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R
<br /> Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Berlin-Lauf!<br /> <br /> Viele Grüße<br /> Ramona<br /> <br /> <br />
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P
<br /> Hallo lieber Holger,<br /> ich gratuliere dir ganz, ganz herzlich zu deinem tollen Marathonfinish! Du hast so einen tollen Bericht geschrieben - vielen Dank!<br /> Nun wünsche ich dir eine gute Regenerationsphase - erhol dich gut!<br /> Viele liebe Grüße<br /> Petra<br /> <br /> <br />
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